Mama alleine on Tour. Ein kleines Abenteuer in Schweden – Die Vorgeschichte

„Wie sieht ein Zuhause für dich aus, wie fühlt sich das an?“ fragte Ina in einer unserer Coaching-sessions und machte mit mir eine bewegende Übung, die ich nicht mehr vergessen kann. Ich schloss meine Augen und sah ein kleines Haus in Schweden, an einem See. Auf der Terrasse stand ein langer Tisch, Lichterketten hingen von Baum zu Baum und luden dazu ein, einen lauen Sommerabend wie in Italien mit Freunden unter dem Sternenhimmel zu verbringen.

Die Aufgabenstellung fiel mir zunächst sichtlich schwer. Wie fühlt sich denn ein Zuhause an, wenn man selbst in der Kindheit nie das Gefühl von Zuhause kennengelernt hat? Ich stellte mir vor, wie es sich anfühlen würde, in diesem Haus in Schweden zu leben. Ich sah meine Tochter und mich während dem Kochen in der Küche tanzen, mit Freunden endlose Gespräche draußen unter dem Sternenhimmel führen und ab und an überkam mich die Lust einfach nackt in den See zu springen. So muss sich Zuhause anfühlen und gleichzeitig vollkommene Freiheit. Natürlich gesellte sich später auch in meiner Vorstellung der Wunsch nach offenen Armen hinzu, die mich halten würden und dieses Bild brannte sich tief in mein Herz.

Voller Dankbarkeit dieses Bild und Gefühl in meinem Körper kreiert zu haben beendeten wir unsere Coaching-session. Ich war glücklich. Dieses Gefühl konnte sich in meinen Zellen ausbreiten und verpasste mir an diesem Tag immer wieder ein Lächeln, wenn ich daran dachte. Aber das Bild ließ mich nicht mehr los. Seit dieser Coaching-session verfolgte mich das Gefühl jeden Abend in den Schlaf hinein. Ich sah mich am Lagerfeuer sitzen und dem Knistern des Feuers lauschen. Und dann war der Wunsch plötzlich ganz präsent. Ich wollte zurück in das Land, mit dem ich mich so verbunden fühlte.

Wie fühlt sich Zuhause an?

Ich hatte ein einziges Wochenende im August frei. Das nächste freie Wochenende würde erst im Oktober sein und so blieben mir nur noch zwei Wochen, nachdem für mich feststand, dass ich nach Schweden fahre.

Bereits dreimal war ich in meinem Leben dort. Die erste Reise, die gleichzeitig auch meine allererste Reise alleine war, habe ich mit 19 in den Herbstferien dorthin unternommen. Mit Mitfahrgelegenheiten, Trampen und Couchsurfing bin ich innerhalb knapp 2 Wochen total verzaubert worden von dem schönen Nordhimmel und den endlosen Wäldern, sowie der nordischen Kultur.

Das zweite Mal flog ich spontan mit einer damaligen Schwedenbegeisterten Kundin nach Stockholm und auch wir erlebten eine abenteuerliche Zeit mit Wildcampen und Couchsurfing. Am ersten Tag unserer Reise fragte ich mich des Öfteren, wie ich eigentlich auf die Idee gekommen bin mit einer mir ziemlich fremden Person einen solchen Urlaub zu machen aber innerhalb der folgenden Tagen haben sich unsere Rhythmen synchronisiert und wir wurden ein eingespieltes Team und auch Freunde.

Diese Erfahrungen liegen schon über 10 Jahre zurück und seitdem reihte sich noch ein verregneter Tag in Trelleborg mit einem Freund und meiner damals knapp zweijährigen Tochter ein, nur um schwedische Kanelbullar zu essen.

Dieses Mal jedoch würde ich alleine reisen. Das stand sofort für mich fest. Ich wollte wieder einmal erleben, wie die Zeit war, bevor ich Mutter wurde. Mich meinem eigenen Rhythmus hingeben ohne irgendwelche Erwartungen von außen zu erfüllen. Und ich wollte meine Abenteuerlust stillen, die vor allem in den Coronajahren und auch während des Studiums sehr oft in die hinterste Ecke verbannt wurde.

Jetzt war sie ganz laut und wollte angeschaut werden, ja erlebt werden. Ich plante also zunächst einfach nach Schweden zu fliegen und dort zu wandern. Doch irgendwann kam mir, dass das Wandern lange dauern würde und ich wahrscheinlich nicht viel sehen könnte. Ich brauchte also ein schnelleres Gefährt und entschied mich für mein geliebtes Fahrrad, mit dem ich schon zwei große Fahrradtouren erlebt hatte. Weiterhin kaufte ich eine Hängematte, die mir die Möglichkeit bieten sollte, überall schlafen zu können. Es gab noch einige Jobs zu erledigen, zwei Tage vor der geplanten Abreise noch eine 11-stündige Hochzeit und so wurde alles last-minute geplant und organisiert.

Ein kleiner Zwischenstand, als ich meine Satteltaschen und Rucksack anfing zu packen. Viele Gedanken habe ich mir vorher nicht gemacht, alles auf den letzten Drücker.

Eine Anreise mit Fahrrad, Bahn, Bus und Fähre

Am Montag ging ich noch einmal ins Geschäft und besorgte die Dinge, die mir noch fehlten. Abends buchte ich dann meine Fähre und den Bus, ganz spontan. Die Züge waren aufgrund des 9€-Tickets maßlos überfüllt und über die Zuverlässigkeit der deutschen Bahn brauchen wir nicht reden. Deswegen gab es nur eine einzige Fahrt mit der Bahn. Der Hinweg war geklärt.

Am nächsten Tag erledigte ich die letzten To-do-Punkte und fuhr abends mit der Bahn los, die natürlich Verspätung hatte. Wie gut, dass ich das bereits einkalkuliert hatte und früher losgefahren bin, damit ich auch alle meine Anschlüsse bekäme. In mir machte sich eine riesige Vorfreude breit. Ab jetzt, hier und jetzt ging es los!

Auf der Hochzeit, die ich am Samstag vor meiner Abreise noch fotografieren durfte, gab es Glückskekse. Während ich meine Sachen packte öffnete ich ihn und ließ mich von seiner Botschaft treiben, motivieren und bestätigen.

Dicht gedrängelt im Zug ging die Reise los.

Menschen, die von meiner Reise erfuhren, reagierten sehr unterschiedlich. Von: “ Nimm mich mit, wie cool, ich will das auch mal machen“ – über „Hast du keine Angst? Willst du das echt allein machen?“ hin zu „Du bist doch verrückt, du wirst vergewaltigt…“ Habe ich alles gehört. Die meisten fanden es allerdings echt cool und haben mich ermutigt, was mir wiederum gezeigt hat, dass ich echt tolle Menschen in meinem Umfeld habe.

Mein erster Stop war der Frankfurter Bahnhof, abends um 20 Uhr circa. Da hatte ich dann schnell eine unschöne Begegnung

In Frankfurt wurde ich auch prompt von einem etwas älteren „Ralf“ angesprochen, der ein Date mit mir haben wollte. Er hatte eine Plastiktüte dabei, in der sich eine Illustrierte befand und die Hose weit über sein Hemd gezogen. Es war echt schwierig ihn loszuwerden, weil er ziemlich penetrant war. Egal was ich ihm sagte und wie höflich ich ihn darum bat mich in Ruhe zu lassen, er ignorierte es gekonnt. Na toll. Die Reise fing ja super an. Zug verspätet und jetzt auch das noch. Aber ein Gutes hatte das alles: Es erinnerte mich daran, dass ich das Pfefferspray zuhause vergessen hatte…

Und gleichzeitig zeigte es mir, dass ich immer noch viel zu höflich zu Menschen war, die ich eigentlich nicht in meinem Leben haben mag. Ich wollte dieses Gespräch nicht. Ich wollte einfach (endlich) alleine sein. Im nächsten Zug sinnierte ich noch lange darüber nach, wie ich anders hätte reagieren können und wie ich besser Grenzen nach außen setzen kann. Diese Frage beschäftigt mich heute noch.

Als ich wusste, dass ich meinen Flix-Bus dann pünktlich erreichen werde, machte sich das erste Mal ein wenig Entspannung in mir breit. Ich versuchte die Begegnung mit Ralf und auch noch eine andere schlechte Erfahrung, die ich an diesem Tag gemacht hatte zu verdrängen. In Deutschland zu lassen.

Im vollen Flix-Bus angekommen ergatterte ich einen Platz in der oberen Etage ganz vorne. Direkt neben Elti. Er war ein groß gebauter Mann aus Albanien, der in Schweden lebte, aber auch schon einige Zeit in Italien oder Deutschland gelebt hatte. Wir tauschten uns eine Weile über unsere Reisen aus, auf Englisch, Deutsch und Italienisch.

Innerlich musste ich grinsen, denn ich hatte erst 2 Tage zuvor „Danke“ auf Albanisch von einer Kundin beim Shooting gelernt und konnte mein neues Wissen direkt anwenden. Dennoch versuchte ich Schlaf nachzuholen und verabschiedete mich mit diesen Worten aus unserem Gespräch. Er stieg auch schon ein paar Stunden früher aus, sodass ich dann ein wenig mehr Platz zum Schlafen hatte.

Leider funktionierte das mit dem Schlafen im Bus nur so mittelmäßig gut, sodass ich mit Sonnenaufgang hellwach war.

Ich beobachtete die Landschaft, die Autofahrer, die anderen Menschen im Bus und auch meine Gefühle. Noch immer konnte ich nicht glauben, dass ich bald in Schweden sein würde.

Werde ich dort das Gefühl von zuhause sein haben? Kann ich zur Ruhe kommen? Was und wer wird mir begegnen? Tausend Fragen gingen mir durch den Kopf. Wenn du die Antworten wissen willst, dann lies dir gerne meine anderen Beiträge zu meinen Reiseblog durch. Hier kommst du zum nächsten Tag.

Alle Fotos und Filmaufnahmen wurden auf der Reise mit einem Huawei P30 Pro und einer Go-Pro erstellt. Ich habe kein professionelles Equipment mitgenommen, um so leicht und sorgenfrei wie möglich reisen zu können.

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