Schweden mit dem Fahrrad. Die Anreise.

Um 9 Uhr morgens kamen wir in Lübeck an. Die müde Maria und das nun von der Straße sehr verschmutzte Fahrrad. Auf der anderen Seite des Meeres liegt Schweden. Hach, ich fühlte, wie sich die Luftqualität verändert hatte und obwohl ich kaum geschlafen habe, kitzelten die Sonnenstrahlen die Motivation aus mir heraus.

In Lübeck hatte ich einige Stunden Wartezeit. Meine Fähre ging erst um 16 Uhr. So fuhr ich erst ein wenig in den Straßen entlang und schaute mir die wundervollen Gebäude an, bevor ich mich in einen Park setzte und dort einige Zeit verbrachte. Achja, ein Pfefferspray hatte ich auch noch schnell besorgt. Natürlich nur für den Fall, dass mich wilde Tiere belästigten… Dann musste ich noch circa eine Stunde mit dem Fahrrad zur Fähre fahren. Die Fahrradtour fing also indirekt schon in Deutschland an und nicht erst in Schweden.

Das war meine gesamte Ladung. Zwei Satteltaschen, ein Rucksack, ein Schlafsack und eine Isomatte. Und nicht zu vergessen mein geliebtes Fahrrad.
Oh wie schön ist Lübeck!

Gott sei Dank, bin ich früh genug losgefahren, denn der Weg zur Fähre war nicht einfach zu finden. Wir alle wissen ja, wie zuverlässig Google-maps ist. Waldstrecken, wo keine Wege waren, Brücken, die man nur mit einem Shuttle überqueren durfte und zu guter Letzt kein richtiger Weg, der für Fahrradfahrer erlaubt war, um zur Fähre zu gelangen. Also da lief so ziemlich alles schief, was schieflaufen konnte. Aber da ich ja genug Zeit hatte, fand ich immer wieder einen anderen (Um-)Weg zu meinem Ziel.

Und zufällig gab es einen ziemlich großen Unfall kurz vor der Fähre und deshalb waren einige Polizisten anwesend. So fragte ich den, der den Verkehr regelte, wie ich denn nun legal zur Fähre kommen würde. „Ich mache die Augen zu und sie fahren einfach hier die Straße entlang“ – entgegnete er.

Nun denn…ich kam an den Schaltern nach Schweden an. Dort gab es aber keinen einzigen Mitarbeiter mehr, so wie ich das bei der letzten Fährfahrt erlebt hatte (Du erinnerst dich vielleicht, der eine Tag, als ich nur um Zimtschnecken zu essen nach Schweden gefahren bin). Personal wurde seit Neustem eingestellt und alles lief automatisch ab. Das erfuhr ich von einem deutschen Ehepaar, die mit dem Wohnmobil ebenfalls warteten, bis wir eingelassen wurden. Ich stand also in der brühenden Hitze, versuchte mit dem Automaten klar zu kommen und wartete. (Memo an mich fürs nächste Mal: Sonnenschutz!)

Nach dem Einlass fuhr ich verloren als einzige Fahrradfahrerin zwischen Autos, Mopeds, Wohnmobilen und riesigen Lastwagen in die Warteschlange und hoffte, dass mich niemand übersah. Alles war so überdimensioniert. In der Warteschlange für die Fähre nach Schweden kamen alle schnell ins Gespräch, und wir tauschten uns über bisherige Erfahrungen in Schweden aus. Einer, der noch gar keine Erfahrungen gemacht hatte, war Toni, der Mopedfahrer, der neben mir stand.

Toni war wie ich allein unterwegs und fuhr das erste Mal nach Schweden und wollte mit seinem Moped Oslo erreichen. Als er erfuhr, dass ich auch in den Norden fuhr, fragte er mich etwas zögerlich “ Kann ich heute bei dir in der Nähe mit dir wildcampen? Ich habe das noch nie gemacht und ein bisschen Schiss!“ Mir war bewusst, dass ich nachts um 24 Uhr, wenn wir Schweden erreichen keine große Strecke mehr zurücklegen werden, also sagte ich ja.

Auf der Fähre angekommen

Im Schiff duschte ich erstmal und legte mich dann sofort in das kuschelige Bett um einen Powernap zu machen. Ich hatte da noch so ein paar Stunden Schlaf nachzuholen und dennoch wollte ich keinesfalls den Ausblick verpassen, den man abends hat, wenn man über das Meer fährt, deswegen stellte ich mir den Wecker. Die Sonne über dem offenen Meer untergehen zu sehen, das ist pure Magie für mich.

Die erste Rötung über dem Nasenrücken machte sich bereits am ersten Tag bemerkbar.

Was ich aber verpasst hatte, war das Essen, das ich zusätzlich gebucht hatte. Da ich kein Personal antraf, als ich im Schiff meine Kabine suchte, legte ich mich ziemlich schnell hin und schlummerte, da ich davon ausging, dass es das Essen nicht sofort bei Abfahrt geben würde. Pustekuchen!!!

Ich musste dann bis 22 Uhr warten, bis es wieder etwas zu essen gab und das war auch nicht das, was ich ursprünglich gezahlt hatte – aber nichtsdestotrotz hatte ich dann endlich etwas im Magen, denn ich hatte mir meinen Hunger ja extra für das Dinner auf dem Schiff aufgespart.

Ich konnte nichts mehr daran ändern, also verbrachte ich die meiste Zeit auf dem Deck, ließ mir den Wind durch die Haare wehen und sprach mit Toni und einem weiteren älteren Deutschen, der auch irgendwie auf einem Selbstfindungstrip war.

Meet Toni, the Mechatroniker, der mit dem Moped bis nach Oslo fuhr.

Ohne Tonis Unterhaltung hätte ich die Wartezeit auf das Essen bestimmt nicht ausgehalten.

Er war aber auch zu knuffig mit seiner unbeholfenen und neugierigen Art. Wir sprachen viel über den Trip, unsere Berufe, über das Wildcampen und natürlich über Schweden. Wir machten ein paar Fotos und versankten immer wieder sprachlos und bedächtig in dem wunderschönen Abendhimmel.

Klopf Klopf, hier ist die Aufregung

Da merkte ich sie. Die Aufregung. Das Pochen in meinem Herzen, die Schmetterlinge in meinem Bauch, die Vorfreude auf Schweden. Ich war nur noch ein paar Stunden von diesem großartigen Land entfernt. Dem Ort meiner Sehnsucht. Ich konnte es förmlich riechen, spüren und hören.

Wieder gingen mir unzählige Fragen durch den Kopf. Wie wird das alles wohl so werden? Werde ich es eine Woche ohne mein Kind aushalten? Werde ich nachts Tieren begegnen? Was erhoffe ich mir von der Reise? Ist das ein Urlaub, oder eher purer Stress, weil ich nicht weiß, was wann passieren wird?

Ich hatte kein Ziel. Ich wollte Tag für Tag schauen, wohin mich der Wind treibt. Ich wollte offline sein. Alle Einflüsse von außen aus der digitalen Welt von mir fernhalten. Ich wollte in meinem Flow den Tag erleben.

Und ja, ich wollte nichts planen. Alles annehmen, was da kommt. Die guten und die schlechten Dinge, die womöglich passieren würden.

Um 24 Uhr fuhren wir in den Hafen Trelleborgs ein und nach einer Ausweiskontrolle, den mahnenden Worten einer Polizistin „Take care of yourself“ fuhr ich mit dem Fahrrad zu dem nächstgelegenen Park, in dem Toni und ich zelten wollten. Es dauerte eine Weile, bis wir ein geeignetes Plätzchen fanden. Ich hatte innerhalb weniger Minuten meine Hängematte zwischen zwei Bäume gespannt. Toni baute sein Zelt ein paar Meter weiter auf. Es dauerte keine Minuten, da war ich im Land der Träume angelangt und wurde am nächsten Morgen von einer Stimme geweckt……

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